Reise nach Dhaka in Bangladesch
Oliver Schuster (Vorstandsvorsitzender bei visibleRuhr eG), ein Freund und Geschäftspartner von eTrado, reiste Anfang 2023 nach Bangladesch. Er betreibt in der dortigen Hauptstadt Dhaka ein Entwicklungsprojekt, das den Bewohnern des Korail Slums zugutekommt. Dieser Slum gehört zu den größten und am dichtesten besiedelten Slums im gesamten Land. Er zählt gleichzeitig zu dessen ärmsten Regionen.
Die Eindrücke von Oliver Schuster im Überblick
- Reiseziel: Korail Slum, Dhaka, Bangladesch
- Reisezeitraum: Januar 2023
- Gesamteindruck: überwältigende Armut, schmale Gassen, überall Müll, kaum Zugang zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen
- Unterkünfte: winzig, stets überfüllt
- Entwicklungsprojekt: zielt auf die Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen (3 – 21 Jahre)
- konkrete Vorhaben: Errichtung eines Kindergartens, einer Grundschule und eines Fußballplatzes für einen Fußballverein, Ausrichtung eines Fußballturniers
- Begegnungen: Meetings mit Ehrenamtlichen der zuständigen Entwicklungshilfeorganisation Born to Smile Europe e.V., Treffen mit Bewohnern des Slums, Aufnahme von deren Berichten
- Links: www.borntosmile.eu, www.facebook.com/borntosmile.org
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Ankunft von Oliver Schuster im Korail Slum
Oliver Schuster entdeckte bei seiner Ankunft im Slum grenzenloses Elend und überall Müll, der einen beißenden Gestank verbreitet. Eine geregelte Müllabfuhr gibt es im Slum nicht. Durch diesen führt eine einzige, vergleichsweise breite Hauptstraße, von der winzige Gässchen nach rechts und links zwischen Wellblechhütten und Notunterkünften aus alten Textilien führen. Die Einwohnerdichte beträgt 50.000 Personen/km², zum Vergleich: In Berlin sind es 4.124 Einwohner/km². Es gibt im Korail Slum eine staatliche Grundschule, doch diese ist lediglich über einen sehr schmalen Weg zu Fuß erreichbar. Dabei handelt es sich um einen einzigen fensterlosen Raum auf 3 x 3 m². Die ehrenamtliche Mitarbeiter von Born to Smile Europe e.V. bestätigten, dass dieser erste Eindruck den Dauerzustand im Slum abbildet.
Lebensbedingungen
Sie berichteten aber auch von verschiedenen Maßnahmen, mit denen sie die dortigen Lebensbedingungen sukzessive verbessern. Eine neue kleine Grundschule (der Smile Point) wurde für 20 Schüler*innen eingerichtet, auch das ganzjährige Fußballtraining für insgesamt Kinder und Jugendliche konnten sie inzwischen organisieren. Regelmäßig treffen sich zum Training mindestens 150 junge Fußballer. Sie tragen einmal jährlich ein Turnier aus, das für sie ein absolutes Highlight ist. Hierfür konnte die Organisation Born to Smile Europe e.V. eine Halle organisieren. Sie ist 30 Busminuten vom Slum entfernt, die Anfahrt organisiert die Entwicklungsorganisation. Das nächste Projekt soll ein größerer Raum für die Schule sein. Es gibt ihn schon, er muss nur noch renoviert werden. Dies und der Umzug sollen aus Spenden bezahlt werden. Den bisherigen Raum wird die Organisation weiter als Kindergarten zur Verfügung stellen. Die Gesamtkosten für das Schulprojekt werden bei 6.000 Euro jährlich liegen.
Warum engagieren sich Organisationen wie Born to Smile für solche Projekte in Bangladesch?
Im Grunde leistet der Verein im Rahmen seiner Möglichkeiten das Minimum an Hilfe, um den Kindern im Korail Slum einen Funken Hoffnung zu geben. Ohne unsere Hilfe kann das nicht funktionieren. Die staatlichen Behörden in Bangladesch sind überfordert, sie verfügen nicht über die Mittel für eine Beseitigung des Elends.
Über Bangladesch
Der südasiatische Staat Bangladesch (bengalisch: Bāṃlādeś বাংলাদেশ = bengalisches Land) grenzt an Indien, Myanmar und den Golf von Bengalen. Er hat ~167 Millionen Einwohner, die Bevölkerungsdichte liegt bei 1.240 Personen/km² (zum Vergleich Deutschland: 233 Einwohner/km²). In der Hauptstadt Dhaka leben wahrscheinlich ~20 Millionen Menschen, sie gehört zu den Megastädten mit dem weltweit schnellsten Wachstum. Ärmere Landbewohner drängen in die Metropole, sie landen sehr oft in einem der Slums. Weitere Millionenstädte sind in Bangladesch Chittagong und Khulna. Das Land liegt im östlichen Teil der Region Bengalen, die 1947 nach der Teilung Britisch-Indiens zu Ostpakistan wurde. Nach einem Krieg wurde Bangladesch 1971 unabhängig. Die Natur wird durch die Flussmündungen des Ganges, Brahmaputra und Meghna mit ausgedehnten Sumpfgebieten, das flache Tiefland, die Lage am Meer sowie den Monsun geprägt.
Überflutungen
Es gibt in Bangladesch häufige Überflutungen, die eins der Entwicklungshemmnisse sind. In Asien zählt Bangladesch trotz eines jüngeren ökonomischen Aufschwungs zu den ärmsten Staaten. Allerdings räumen ihm Experten der UN gute Entwicklungschancen ein, wenn einige Probleme wie die mangelnde Bildung und die Korruption überwunden werden. Die politische Stabilität ließ früher oft zu wünschen übrig, noch schwerer wiegt allerdings die ungenügende Infrastruktur. Es gibt in Bangladesch von allem zu wenig: Straßen, Schienen, Hafenanlagen, Elektrizität und Internet. Die staatliche Verwaltung gilt nicht nur als korrupt, sondern auch als höchst ineffizient. Dem steht als Chance eine junge Bevölkerung gegenüber, die mit ausreichender Bildung das Land voranbringen könnte. Dies ist ein Anliegen des Entwicklungshilfeprojekts von Born to Smile Europe e.V.
Wirtschaft von Bangladesch
Bangladesch ist eine der Textilfabriken der Welt, in der unglaublich preiswert produziert wird. Mit diesen niedrigen Löhnen ist der Textilsektor international sehr wettbewerbsfähig. Die IT-Industrie entwickelt sich gerade, möglicherweise kommen aus dem Land künftig ähnliche Talente wie aus Indien. Ohne fremde Hilfe funktioniert das aber nicht. Diese leisten nicht nur ausländische Organisationen wie Born to Smile, sondern auch die im Ausland lebenden Bangladescher (allein in Saudi-Arabien mindestens 550.000, wahrscheinlich noch mehr), die mit ihren Überweisungen ihre Familien im Land und damit auch dessen Wirtschaft unterstützen. Dabei handelt es sich um einen Umfang von ~12 bis 14 Milliarden Euro pro Jahr. Die Industrie von Bangladesch ist im Gegensatz zur Landwirtschaft weniger entwickelt. ~43 % der Erwerbstätigen arbeiten im Agrarsektor, der aber nur 14,8 % zum BIP beiträgt (Industrie: 28,8 %, Dienstleistungssektor: 56,5 %).
Bauern in Bangladesch
In Bangladesch bauen die Bauern überwiegend Reis und Jute an, bei der Reisproduktion rangiert das Land an weltweit vierter Stelle. Auch Weizen, Mais, Gemüse, Zuckerrohr, Tee und Holz spielen eine Rolle. Fossilie Rohstoffe des Landes sind Erdgas und Kohle, sie decken den Eigenbedarf. Bei der Industrieproduktion dominieren die Herstellung von Textilien, Jute- und Lederprodukten sowie Keramik. Die Textilproduktion von Bangladesch ist inzwischen die zweitgrößte der Welt nach China. Es gibt außerdem ein Stahlwerk, Chemie- und Pharmaunternehmen sowie Werften, darunter auch die Abwrackwerften von Chittagong. Der Staat Bangladesch betreibt eine internationale Fluglinie, die Biman Bangladesh Airlines.
Was können Entwicklungshilfeorganisationen wie Born to Smile leisten?
Entwicklungshilfe wirkt anders als die Feuerwehreinsätze der überlebenssichernden Katastrophenhilfe langfristig. Sie benötigt dementsprechend einen langen Atem. Das erklärte Ziel besteht darin, weltweite Chancengleichheit zu schaffen, denn in ärmeren Ländern sind die Menschen genauso fleißig und begabt wie hierzulande – sie hatten nur das Pech eines ungünstigen Geburtsortes. Wer aus unserer Perspektive diesen Menschen helfen will, erreicht das am besten durch eine Spende an eine seriöse Hilfsorganisation wie Born to Smile. Die Spenden müssen vor Ort ankommen und sinnvoll verteilt werden. Es bedarf hierfür einer gut ausgebauten Struktur und großer Expertise, damit das Geld nicht wenig effizient versickert.
Bildung
Deshalb geht Born to Smile Europe e.V. die eigenen Projekte wie beschrieben auch sehr gezielt an. Eine Schule wird über Jahrzehnte Kindern die nötige Bildung vermitteln, die ihnen wesentlich größere Chancen verschafft. Born to Smile hat vor Ort eine funktionierende Helferstruktur aufgebaut. Diese Menschen arbeiten ehrenamtlich. Es sind teilweise Bewohner des Korail Slums, die sich auf diese Weise für ihre eigenen Kinder und Enkel engagieren. Born to Smile ist eine NGO, die umfassend die Armut bekämpft und dabei die Bildung, den Sport, die Gesundheit und das Empowerment (Ertüchtigung) in den Fokus rückt.
Die Organisation wurde 2009 gegründet, erhielt 2015 eine Registrierung als Sozialberatungsunternehmen zunächst in Bangladesch und wurde 2017 als internationale NGO in Dortmund registriert. Seither trägt die Dachorganisation den Namen Born to Smile Europe e.V. Bis Ende 2022 profitierten über 6.000 Personen in Bangladesch direkt von der Hilfe. Das nächste Ziel besteht darin, die Unterstützung über den Korail Slum hinaus deutlich auf das gesamte Land Bangladesch auszudehnen.
Fazit
Mit dem Zuwachs an Kindern wurde es Zeit für einen größeren Raum, um sie alle unterzubringen. Das perfekte Mietobjekt wurde bereits gefunden. Jetzt müssen wir uns um die Renovierung und den Umzug kümmern – aufregende Zeiten liegen vor uns. Tabelle Umzugskosten als PDF.
Seien Sie dabei.